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"Der Kampf gegen die Religion ist also mittelbar der Kampf gegen jene Welt, deren geistiges Aroma die Religion ist": ein Kampf auch gegen das eigene Volk, doch nicht für ein anderes Volk, sondern gegen jede Volkstümelei oder sonstige Tümeleien wie die der Heimat oder der Familie. Gegen die herzlose Forderung, es sich im Vertrauten gemütlich zu machen. Gegen die Illusion, daß das Glück nahe liege und es sich nicht lohne, in die Ferne zu schweifen. Unser Glück, sagt dagegen André Breton (L'Amour fou. Ffm. 1989) "ist über die Welt hin verstreut, wer weiß wo, allenthalben nur darauf wartend, sich zur Blüte zu entfalten, doch knitterig wie der Mohn in seiner Knospe". Er fügt allerdings hinzu - und das gibt erst das Aroma für diese Welt, die gegen jene protestiert, deren Aroma die Religion ist -, daß wir nicht versuchen sollten, unser Glück auf eigene Faust zu machen. Versuchen wir es, gehen wir allein auf die Suche, "schlägt sie das Gitter der Welt uns vor der Nase zu, verweist sie, um uns zu täuschen, auf das klägliche Einerlei der Blätter auf allen Bäumen, hüllt sie die Wege entlang sich in Kleider aus Kieselsteinen" (S.40). Anders gesagt, etwas kämpferischer gesagt, so, wie Brecht es sagt: "Ohne die Masse der Unbekannten kann nichts erreicht werden, aber der Einzelne kann mit der Masse der Unbekannten ebenfalls nichts erreichen. Der Verein, das sind die Bekannten, Erreichbaren, viele Kennenlernenden und Erreichenden in der Masse der Unbekannten" (Me-ti, Buch der Wendungen. Ffm. 1971, S.17).

Wie Brecht und Breton sich einig sind, daß unser Glück - "unsere Chance", sagt Breton; der Sieg, sagt Brecht - nicht im Bekanntenkreis liegt, sondern im Unbekannten, im Fremden ausfindig zu machen ist so sind sich auch einig, daß die Suche der Begleitung bedarf: eines Vereins von Bekannten, wie Brecht sagt; eines Vereins, auch da sind sie sich einig, der nicht nur zum Spaß dabei ist und sich auflöst, wenn die Umstände keinen Spaß mehr machen, mit dem uns also nicht nur eine Laune verbindet, sondern ... Sympathie. Glaubt Breton. "Die Sympathie, die zwischen zwei, zwischen mehreren Menschen besteht, scheint wohl geeignet, sie Lösungen näherzubringen, die zu erreichen sie getrennt vergebens hoffen würden" (aaO. S.39).

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